Im Rahmen des Religionsunterrichts versuchte ich mich mit einer 3. Klasse, dem Thema Islam und Judentum auf kulinarische Weise zu nähern. Vieles trennt und vieles vereint die beiden Religionen und Kulturkreise, wobei es bei den Gemeinsamkeiten eine Speise gibt, die man sowohl in Israel, als auch in allen arabischen Ländern finden kann. Für Juden koscher und für Muslime halal, wurde Falafel aber möglichweise von orientalischen, genauer gesagt koptischen Christen erfunden, um in der Fastenzeit ein neues Gericht zu kreieren. Es handelt sich um eine Art fleischloses Kebab, denn Kichererbsen bilden die Hauptzutat. Diese werden gekocht und zu einem Mus zerkleinert, ehe sie in Fett als kleine Kügelchen gebraten werden. Sie bilden den Kern der Mahlzeit, die mit Humus und Gemüse garniert in einem Pita Brot gegessen wird. Die Speise hat es zum Nationalgericht in Israel gebracht und gilt auch in allen orientalischen Küchen als Standardgericht auf jeder Speisekarte.

Wir beschäftigten uns in der Klasse bereits im Vorfeld mit koscheren Lebensmittelvorschriften und erarbeiteten die jüdische Geschichte, sowie die des Nahen Ostens im Religionsunterricht. Der gemeinsame Kochauftritt war nun im Anschluss eine besondere Belohnung, da sich die Klasse durch ihr großes Engagement besonders verdient gemacht hatte.

Das Kochen selbst barg einige Schwierigkeiten und das, obwohl viele der Zutaten bereits fertig von mir geliefert wurden. So war die Falafel gemäß einer Backmischung nur anzurühren und danach zu frittieren, aber die passenden Küchengeräte standen uns nicht zur Verfügung. Um trotzdem auf Nummer sicher zu gehen, kam uns eine blendende Idee. Im Stift Rein sind seit Beginn der Asylkrise im Vorjahr ein Dutzend Syrer und Iraker untergebracht. Wie ich zufällig erfuhr, ist einer der Flüchtlinge, namens Fesal Bashir, von Beruf gelernter Chefkoch. Als ich ihn am Nachmittag vor unserer Kochshow um einige Tipps bitten wollte, wurde ich gleich auf Tee und Kuchen eingeladen und halb Englisch halb Deutsch verständigten wir uns auf ein Treffen am nächsten Tag.

Er erschien überpünktlich und gemeinsam mit der dritten Klasse begann unser Küchenexperiment. Während die Männer fachgerecht das Gemüse bearbeiteten als kämen sie direkt aus einer Hauswirtschaftsschule, kümmerten sich die Damen gemeinsam mit unserem Koch um die Falafel und die Brote. Innerhalb von nur zwei Stunden war alles vorbereitet, präsentiert und natürlich schnell verspeist. Als Dankeschön gaben wir die überzähligen Lebensmittel und Falafel dem Koch für die anderen Flüchtlinge mit.

Ich glaube, es war eine sehr gelungene Aktion, die den SchülerInnen auf der einen Seite zwei Kulturen näher bringen konnte und als quasi Nebeneffekt konnten sie in diesem Rahmen Kontakt mit einem Flüchtling aufbauen. Es zeigte sich schnell, wie rasch man Sprachbarrieren auch mit Hilfe neuer Smartphones überwinden kann. Außerdem wurde sichtbar, mit welcher Motivation und mit welchem Ehrgeiz diese Menschen ausgestattet sind und wie sie darauf brennen helfen zu können. Das kann beiden Seiten ermöglichen, Ängste abzubauen und Vertrauen zu schaffen.

MMag. Lackner Wolfgang

Falafel Rezept

Zutaten:

Falafel Backmischung, Pitabrote, Humus, Tomaten, Gurken, Eisbergsalat, Mais

Zubereitung:

Falafel laut Anleitung zubereiten. Die Pitabrote werden gleichzeitig in einem Toaster/Backrohr kurz aufgebacken und aufgeschnitten.

Gemüse waschen und kleinschneiden und gemeinsam mit Humus und Falafel in die Brote geben.

Fertig ist die vegetarische, ja sogar vegane Kebabvariante.

 

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

Falafelkochen

 

   
© BG-Rein, Pei